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INFLATIONÄR IRREGULÄR - dilettantisch

Wenn Virtuose Eleganz produzieren, dann sind Dilettanten oft tragikkomisch. Sie kämpfen mit mindestens drei Problemen: Sie wollen auch an der Produkion intellektueller und künstlerischer Güter teilnehmen. Es gibt da aber Gatekeeper, die einige Produzenten ausschließen. Was von der Produktion ausgeschlossen wird, wird Teil eines namenlosen Meeres des Vergessens - es sei denn, es erhält in einer Szene von Insidern einem Kultstatus.

In unserer letzten Sendung ging es um die Unüberprüfbarkeit virtuoser Darbietungen. Man weiß nie, ob man es mit einer wahnsinig übersteigerten Handfertigkeit oder mit einem Bluff zu tun hat. Diese Beziehung zum Substanziellen trennt sowohl die virtuose, als auch die dilettantische Darbietung von der des handwerklichen Könners. Dilettanten und Virtuosen werden von diesen allein durch den Kommentar des fachkundigen Beobachters geschieden.

Im 20. Jahrhundert erfuhren beide Begriffe eine Renaissance: das Dilettieren wurde nun zum reflektierten Unterbieten, wie im Dada, in der konkreten Poesie, im Fluxus und im Punk - das Virtuose hingegen zum kollektiven Improvisieren und in der Version des Philosophen Paolo Virno zur servilen Dienstbarkeit flexibler Marktteilnehmer.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob die in der Spätromantik gefällte Unterscheidung für uns heutzutage nicht längst ad akta gelegt ist. Es sieht nicht so aus!

Anna Bromley und Michael Fesca befragten das dilettantin produktionsbüro, Meile Dölp, Folke Köbberling und Wolfgang Müller.

Eine Sendung der Arbeitsgruppe “DIE IRREGULÄREN - ÖKONOMIEN DES ABWEICHENS” der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (Anna Bromley, Michael Fesca, Sara Hillnhütter, Olga von Schubert und Eylem Sengezer).

Die Ausstellung mit dem gleichnamigen Titel wird am 19. April in der NGBK eröffnet und läuft bis zum 2. Juni 2013