Ein Parcours voller kniffligen Fragen, die sich seit 30 Jahren stellen, meist ungewohnt abstrakt beantwortet oder nur geschickt umschifft werden, mittlerweile genervt beiseite geschoben werden, also offen bleiben.
Hat der Häuserkampf der 80er und 90er Jahre nur ein paar Hundert Jugendlichen mit mittelklassigem Hintergrund billigen Wohnraum verschafft?
Viele Kämpfe wurden geführt und werden geführt, mit der Überzeugung, dass wir nicht für ›andere‹ kämpfen, für ›andere‹ sprechen, sondern nur für uns selbst. Was ist daran richtig, was ist daran tödlich? Wie viel Eigennutz ist noch politisch, wie viel kollektiver Eigennutz zwingend notwendig, damit das, was Antikapitalismus sein soll, konkret wird?Was ist ›unser‹ Kiez? Wer gehört dazu, wer muss gehen und zwar subito? Ist der Kiez die Nische, der Sozialstaat en miniature, den die Regierenden subventionieren sollen, damit sie (und die Kapitalherren) überall woanders das machen können, was wir in unserem ›Kiez‹ nicht haben möchten?
Wie kämpft man gegen Gentrifizierung, wenn die Scouts dieser ›Aufwertung‹ meist prekäres, kreatives Potenzial mitbringen (das sie bei Erfolg in innovatives Kapital verwandeln), also fast so sich wie die, die den Kiez verteidigen wollen: StudentInnen, KünstlerInnen, prekär Lebende, gewagt Selbstständige, Anti-Normalos…
Wenn die letzten 30 Jahre zeigen, dass Klagen, Appellieren und Protestieren nicht reichen, dann stellt sich die Frage, wie man dafür sorgt, dass das, was man nicht will auch nicht geschieht?
Die Aktionen zur De-Gentrifierung (Verwüstung von Juppie-Läden, Edelrestaurants) und De-Mobil-isierung (Zerstörung von Luxuskarossen) bringen nicht nur Betroffene und den Staatsschutz auf die Palme, sondern auch die ›Szene‹. Liegt es an den (gemachten) Fehlern oder daran, dass diese Aktionen dazu zwingen, eine Grenze zwischen Luxus und (gesellschaftlicher) Notwendigkeit, zwischen politischem Bewusstsein und ökonomischer Lage zu ziehen, die abstrakte (antikapitalistische) Bekenntnisse in Teufels Küche bringen?