D A M A L S W I E H E U T E

Ein Radiobeitrag von Annette Maechtel und Heimo Lattner
basierend auf einem Plenarprotokoll aus dem Berliner Abgeordnetenhaus vom 25. April 1991,
Grosse Anfrage zur Situation der Künstler und kulturvermittelnden Berufe in Berlin.

Sonntag, 6. April 2015, 19 – 20 Uhr
Reboot.fm 88.4.MHz (in Berlin)
oder online und danach: www.reboot.fm [search]

Es lesen:
Stephanie Kloss: Frau Dr. Hanna-Renate Laurin, Senatspräsidentin
Angelika Sautter: Frau Carola von Braun (FDP)
Jochen Becker: Herr Ulrich Roloff-Momin (parteilos), Senator für Kulturelle Angelegenheiten
Bernward Reul: Herr Dr. Uwe Lehmann-Brauns (CDU)
Julia Rahne: Frau Dr. Irana Rusta (SPD)
Heimo Lattner, Annette Maechtel: Fußnoten und Zwischenrufe

„Berlin ist eine Stadt der Künstler und der Kunst - beides ist unzertrennlich. Nur wenn es gelingt, in dieser Stadt Lebens- und Arbeitsbedingungen für Künstler zu sichern und auszubauen, wird Berlin als künstlerische Metropole weiterleben.“

Zu dieser Einschätzung gelangte der Kultursenator Ulrich Rollof-Momin in einer Anhörung vor dem Kulturausschuss im April 1991.

Im Verlauf dieser Veranstaltung zeichnet sich ein detailliertes Bild der kulturpolitischen Situation der Künstlerinnen und Künstler und der vormals existierenden institutionellen Strukturen und dem politischen Klima im Nachwende-Berlin. Das Dokument gewährt Einblick in die kulturpolitischen Weichenstellungen, die noch heute prägend sind: Kunst als Standortvorteil, eine Kulturpolitik, die sich ihrer Souveränität entledigt, indem sie durch Private-Public-Partnerships kulturpolitische Entscheidungen in die Hände von Stiftungen und Konzernen legt, Verdrängung der Künstlerinnen und Künstler an den Stadtrand aufgrund ungebremst steigender Mieten und Sparmaßnahmen des Senats bei den Kultureinrichtungen und deren Abbau.

Im Rückblick wird gewahr, dass die Definitionsmacht dessen, was künstlerische Arbeit bestimmt, den Künstlerinnen und Künstlern in den 24 Jahren seither entrissen wurde und dass die Sprache, in der solche Debatten geführt wurden und werden, unnahbar bleibt. Und dass der Jargon der Quantifizierung der Kultur als Wirtschaftsfaktor, aber auch die Frage von Stadtpolitik sich damals wie heute frappierend ähnlich sind und die Kulturpolitik nur manchmal an dem kratzt, was tatsächlich Praxis ist.